Ein kritischer Vergleich mit anderen Anlagefeldern des Value-Investings
Gold – das älteste Zahlungsmittel der Menschheit – gilt seit Jahrtausenden als Wertaufbewahrungsmittel und Inflationsschutz. Doch wie zeitgemäß ist ein Investment in Gold heute noch? Und vor allem: Hat Gold seinen Platz im Value Investing? Diese Frage ist nicht nur für klassische Anleger spannend, sondern besonders für jene, die wie ich – Loewenstein – eine langfristige, sicherheitsorientierte Strategie verfolgen. In diesem Artikel untersuche ich, wie Gold in den Kontext des Value Investings passt, wie Warren Buffett selbst damit umgegangen ist und stelle fünf provokante Thesen zur Diskussion.
Ist Gold überhaupt ein „Investment“ im Sinne des Value Investings?
Value Investing basiert auf der Analyse des inneren Wertes eines Investments – und genau hier beginnt das Problem mit Gold: Es wirft keine Erträge ab, zahlt keine Dividende, generiert keinen Cashflow. Im klassischen Sinn produziert es keinen Wert. Warren Buffett war daher lange ein erklärter Gold-Skeptiker. Seine berühmte Aussage:
„Gold gräbt man aus der Erde in Afrika, dann schmilzt man es, vergräbt es wieder in Fort Knox und bezahlt Menschen dafür, es zu bewachen.“
Dennoch: Die Zeiten ändern sich – und auch Buffett investierte 2020 (über Berkshire Hathaway) in Barrick Gold. Zwar war es ein Minenbetreiber und kein physisches Gold, aber es war ein Zeichen: Gold hat seinen Platz verdient – zumindest in einer strategisch diversifizierten Value-Strategie.
These 1: Gold ist kein klassisches Investment – aber vielleicht das perfekte Gegengewicht in einem von Unsicherheit geprägten Markt.
Sollte Gold in einem sicherheitsorientierten Portfolio trotz fehlender Erträge eine feste Position haben?
Gold als Inflationsschutz – noch aktuell oder überholt?
Einer der Hauptgründe für ein Gold-Investment ist der Schutz vor Inflation. Doch wie gut erfüllt Gold diese Rolle heute noch? Historisch betrachtet hat Gold in inflationsreichen Zeiten durchaus seinen Wert behalten – aber nicht immer übertroffen. In den 1980er Jahren stieg es rasant, stagnierte dann aber über Jahrzehnte. In den letzten Jahren, trotz hoher Inflation, blieb der große Durchbruch aus.
Trotzdem zeigt die Geschichte: In extremen Szenarien (Hyperinflation, Währungsreformen) war Gold oft das letzte sichere Hafen-Investment. Im Gegensatz zu Fiat-Währungen kann es nicht beliebig vermehrt werden – das macht es für viele Anleger attraktiv.
These 2: Gold schützt nicht immer gegen Inflation – aber wenn es hart auf hart kommt, ist es das letzte vertrauenswürdige Wertaufbewahrungsmittel.
Wenn Gold kein konstanter Inflationsschutz ist – worin liegt dann sein tatsächlicher Wert im Portfolio?
Ist digitales Gold das neue Gold? – Bitcoin vs. Gold
Kritiker werfen Gold vor, es sei „unproduktiv“ – doch was ist dann mit Bitcoin? Die Kryptowährung wird oft als digitales Gold gehandelt. Sie ist limitiert, dezentral, theoretisch inflationssicher. Für junge Anleger ist sie deutlich attraktiver als ein physischer Barren im Tresor. Doch Bitcoin ist extrem volatil, kaum reguliert und noch nicht wirklich bewährt.
Warren Buffett selbst bleibt ein Kritiker: „Bitcoin ist Rattengift hoch zwei.“ Dennoch wächst die Akzeptanz – und es stellt sich die Frage: Wird digitales Gold das physische langfristig ersetzen?
These 3: Gold ist in der Gunst jüngerer Generationen längst vom digitalen Gold überholt worden – trotz höherem Risiko.
Ist Bitcoin eine ernstzunehmende Alternative zu Gold im Value Investing – oder nur ein kurzfristiger Hype?
Gold versus Aktien: Was bringt mehr Sicherheit?
Buffetts Investment-Philosophie ist eindeutig: Er investiert in produktive Vermögenswerte, die einen Cashflow erzeugen. Eine gut geführte Firma kann auch in Krisenzeiten stabile Erträge liefern. Gold hingegen ist ein „toter“ Vermögenswert – es reagiert auf Krisen, produziert aber keine Wertschöpfung.
Doch genau diese Krisenresistenz macht Gold für sicherheitsorientierte Anleger so interessant. Während Aktienmärkte bei geopolitischen Schocks abstürzen, kann Gold ein stabilisierendes Element sein. Das macht es nicht besser – aber vielleicht nützlich.
These 4: Gold ist nicht besser als Aktien – aber es stürzt auch nicht so tief. In Panikphasen kann das entscheidend sein.
Sollte man Gold als psychologisches Gegengewicht zur Volatilität in Aktienportfolios betrachten?
Gold als strategische Versicherung – nicht als Renditebringer
Ein häufig übersehener Aspekt: Gold ist keine Renditemaschine, sondern eine Art „Versicherung“. Niemand hofft, dass sein Haus abbrennt – aber jeder gute Investor versichert es. Genauso ist Gold zu sehen: Nicht als Renditebringer, sondern als Wertspeicher für Notfälle, geopolitische Unsicherheiten und systemische Risiken.
These 5: Wer Gold kauft, kauft keinen Gewinn – sondern Zeit. Zeit, um in der Krise rationale Entscheidungen treffen zu können.
Wie groß sollte der „Versicherungsanteil“ durch Gold im Verhältnis zu anderen Value-Assets sein?
Gold im Value Investing – eine neue Relevanz?
Auch wenn Gold nicht in die klassische Value-Investing-Definition passt, ist seine strategische Bedeutung nicht zu unterschätzen. Als Krisenanker, Inflationsschutz und Gegengewicht zu volatileren Märkten kann es – richtig dosiert – wertvoll sein.
Ich, Loewenstein, bin überzeugt: Wer langfristig denkt, sollte auch die Vergangenheit respektieren. Gold mag keine Dividende zahlen, aber es ist ein Symbol für Werterhalt. Und wer Value Investing ernst nimmt, weiß: Werterhalt ist mindestens so wichtig wie Rendite.